Freitag, 4. April 2014

Eine kleine Welt voller Überraschungen #2

***beim dauernden Öffnen und wieder bearbeiten sind die Post leider durcheinander gekommen! Für die, die sich gerne chronologisch durcharbeiten wollen, habe ich das Ganze im Titel jeweils nummeriert. Tut mir leid!  

Dass Tasmanien mehr zu bieten hat, als öde Pampa und Inzest-Familien, wie es die blöden Witze besagen, hatten wir zu dem Zeitpunkt schon lange begriffen, nur die Sache der Fortbewegung und des Transportes hatte sich nach Nico's Abschied wieder in ein großes Fragezeichen verwandelt. Nicht ganz, muss ich diesmal sagen, denn wir waren der Lösung näher als gedacht, bzw. saßen bereits in ihr.
Der Mietwagen, den wir uns zusammen mit Nico besorgt hatten, sollte erst einen Tag später wieder zurückgebracht werden, womit uns 24 Stunden weiterer Spielraum blieben die kommenden Schritte zu planen. Mit der Idee im Hinterkopf, dass man den Mietwagen ja sicherlich auch per Anruf einfach verlängern kann, haben wir uns dann so halb selbstsicher auf in den eher naturbelassenen Nordosten der Insel aufgemacht um den noch offenstehenden Rest der Ostküste zu erforschen, bevor wir mit unseren verbliebenen ca 2 Wochen die restliche Insel bereisen sollten.
Der Mount William Nationalpark, der unser erstes Ziel sein sollte, war noch abgeschiedener als die Karte es vermuten ließ, so dass sich das Visitor Centre dort auch lediglich als eine Infowand irgendwo im nirgendwo herausstellte. Trotzdem haben wir uns über staubende Sandstraßen durch den Park geschlagen und nach einem kurzen Walk auf den Gipfel des Mount William in der hintersten Ecke des Gebietes überraschenderweise ein Art Feriendorf aufgefunden, an dessen Stränden wir den Nachmittag verbracht haben.
Immer auf der Suche nach freien Campingspots verschlug es uns dann den nächsten Tag nach St Helens und den Bay of Fires und dieser kleine Touristenort hat uns mit seiner Schönheit, dem gemütlichen Flair und vor allem den paradisischen Stränden für mehr als einen Tag in seinen Bann gezogen. Strahlender Sonnenschein, türkisklares Wasser und weiße Sandstrände soweit das Auge reicht und dennoch nicht mal eine 15-minütige Autofahrt entfernt von einer komplett gegensätzlichen Landschaft, wie wir am nächsten Tag feststellen mussten, als wir uns plötzlich in tiefstem Regenwald mit atemberaubenden Wasserfällen wiederfanden.
Da wir uns nicht unnötigen Druck durch zu strikte Zeitplanung machen wollten, haben wir uns die nächsten Tage von kleinen Küstenstädtchen zu Himbeer- und Honigfarmen treiben lassen  und unterwegs alles mitgenommen, was Reiseführer, liebenswerte ältere Damen im Visitor Centre oder Locals empfohlen haben. In dem erst so kleinen und unscheinbar wirkenden Örtchen Latrobe haben wir dann doch tatsächlich mehr als 3 (!!!) Stunden in einem Laden verbracht, der womöglich für jeden einzelnen Menschen auf der Welt etwas Interessantes zu bieten hätte. Der erste Eindruck hat zwar mehr was von eingestaubtem Abstellzimmer und das ganze wird einem zunächst nicht sympatischer, wenn man von zerzausten Gestalten in Elfenkostümen mit Schokoladenhäppchen begrüßt wird, aber wenn einen das Ganze erstmal in seinen Bann gezogen hat, dann entdeckt man zwischen überteuerten Puppen, süße Bücher und Karten, Schmuck und je tiefer man sich in die Räumlichkeiten schlägt, desto bunter wird das Angebot! So kann man sich durch eine Gruselutensilien-Ecke durchschlagen zu Edelsteinen und Minecraft oder Herr der Ringe und Star Wars Fanartikeln, während im nächsten Regal teures Porzelan und deutsche Erzgebirgskunst und Gesellschaftsspiele vorzufinden sind. Wenn ihr Zeit habt, gönnt euch mal eine virtual tour durch den Laden : http://www.reliquaire.com/ vielleicht bekommt man da einen kleinen Einblick in diese faszinierende Welt :)
Die unglaublich nette Eigentümerin hat uns dann noch eine versteckte Badestelle an dem kleinen Fluss auf der Karte eingezeichnet und uns eine Übernachtung im Narawntapu Nationalpark wärmstens ans Herz gelegt, wenn wir einer überwältigen Zahl von Kängurus, Wallabys und Wombats einmal ganz nah sein wollen. - Gesagt, getan und nach einem Sprung ins kalte Flusswasser haben wir uns aufgemacht um in dem kleinen Nationalpark an der Nordküste genau das vorzufinden was uns versprochen wurde!
In Devonport gab es außer einem Großeinkauf für unseren Trip weiter Richtung Westen der Insel und dem Beobachten der vom Festland ankommenden Fähre Spirit of Tasmania morgens um 6 Uhr früh nichts weiter zu tun, so dass wir uns schnell weiter Richtung Wynard aufgemacht haben, wo wir neben einem atemberaubenden landscape wahrscheinlich vor allem unsere persönliche Pinguintour gut in Erinnerung haben, bei der uns der irgendwie knuddelige Führer mit seiner Leidenschaft für die watschelnden Zuckerstücke komplett angesteckt hat und wir aber dutzende von ihnen über den Strand rennen haben sehen.
Im wilden (wild passt hier sogar in beiden Bedeutungen irgendwie :D) Westen haben wir am Artur River das Edge of the World gefunden - der wahrscheinlich stürmischste Ort, an dem wir bisher waren (ja, schlimmer als Sylt) und uns in Stanley auf The Nut, eine einzelne Felsformation umgeben von Flachland, hochgekämpft, uns durch kleine Museen geschmökert, atemberaubende Höhlen besichtigt und sind immer wieder ins kühle Meer gesprungen.
Je weiter wir die Westküste runtergefahren sind, desto abgeschiedener und einsamer wurde das ganze, so dass man letztendlich auch auf Radioempfang verzichten musste, was jedoch glücklicherweise von dem Anblick alter Minenstädte entschuldigt wurde, die einen komplett in ein anderes Zeitalter katapultiert haben. Ein bisschen Minen-Feeling hatten wir ja bereits in Beaconsfield zu spüren bekommen, in dessen Museum der tragische Unfall von vor 8 Jahren bedrückend greifbar war, aber diese durch und durch alten Minenstädte Roseberry und Queenstown könnten ohne Zweifel direkt als Filmkulissen für den nächsten Western herhalten!
Durch die viele Fahrerei waren wir ziemlich begeistert als wir dann in Corinna die Möglichkeit bekamen Kajaks zu mieten und uns im Rahmen einer self-guided Tour auf dem Fluss langkämpfen zu können. Vollkommen ausgepowert kamen wir dann anschließend in Strahan, unserem letzten geplanten Stopp für diese Rundreise an und haben uns zum Abschluss unseres Roadtrips eine entspannte 6-stündige Bootstour auf dem Gordon River genehmigt, bei der wir vermutlich ungefähr 40 Jahre jünger waren als der Rest der Passagiere :D Allerdings hat sich das ganze allein für die Delfine, die interessante Führung auf Sarah Island - einer alten Gefängnis-Insel -, den beiden Tiger Snakes und vor allem das all you can eat - Lunchbüffet gelohnt!
Und dann hieß es schließlich Sachen packen und zurück nach Launceston düsen, wo wir das Auto abgeben mussten und uns Ric unterstützenderweise eingesammelt und mit nach Hobart genommen hat.