Samstag, 18. Januar 2014

Tassie !

Hej ihr Lieben!

Wir schreiben Mitte Januar, der Neujahrs- und Festtagsstress ist vorbei, die guten Vorsätze alle wieder über den Haufen geworfen und der Wunsch nach einem Neuanfang meist so unerfüllt wie an 365 anderen Tagen im Jahr. Nicht so bei uns! (Zumindest nicht dieses Jahr) Denn so halb pünktlich zum Jahreswechel hieß es für uns nach 4 Monaten Sydney dann Sachen packen, verabschieden und ab nach Tasmanien.

Für diejenigen unter euch, die in Geografie nicht nur Käsekästchen und tic tac toe gespielt haben, stellt sich vermutlich die Frage, was wir mit unserem Auto gemacht haben, wenn wir uns für einen Monat auf die Insel im Süden Australiens begeben, aber seid beruhigt, Kinder! Wir haben es weder verkauft, noch irgendwo in Sydney auf der Straße stehen lassen (das kann man sich bei Preisen wie $15 die Stunde in der City auch gar nicht leisten), sondern haben es - dankbar für den zusätzlichen Stauraum - mit all den Dingen vollgepackt, die wir hier nicht unnötig mit uns herumschleppen wollten und durften es dank meinem liebevollen Boss in der Garage direkt an meinem Restaurant abstellen. Für umsonst versteht sich. Und ihr könnt mir glauben, es fühlt sich gut an mit einer Sorge weniger durch die Einsamkeit stapfen zu können.

Aber von vorn: In meiner letzten Arbeitswoche, die eine meiner emotionalsten bisher hier in Australien war, habe ich zwischen farewell-Drinks, Hotelaufenthalt und zu vielen 'letzten Treffen', einen liebenswerten älteren Herren kennengelernt, der sich aufgrund von einem dieser Tage andauernden Cricketspiele in Sydney aufgehalten hat. Wie der Zufall so wollte, handelte es sich bei ihm um eingefleischten  Tasmanier und als er mir an seinem letzten Tag angeboten hat, bei ihm und seiner Frau in Hobart ein paar Tage zu verbringen, konnte ich mein Glück kaum fassen.
Also ging es backpackeruntypisch mit gesicherter Unterkunft auf zum Flughafen und ich muss sagen, auch wenn ich wusste wie schwer mir Abschiede fallen, kann ich kaum beschreiben wie schrecklich sich mein Innerstes zusammengezogen hat bei dem Gedanken alles, was in den letzten Monaten neue Heimat geworden ist wieder verlassen zu müssen.
Trotzdem hat sich natürlich auch Freude und Aufregung auf die kommenden Wochen breit gemacht, nachdem wir unseren Flieger nach 2 Stunden Flug verlassen haben und statt von dem gewohnt großen Sydney Terminal von einem verglichen damit winzig süßem Gebäude in der Größe des Sylt Flughafens empfangen wurden.
Noch schöner wurde es dann, als Ric schon vor dem Flughafen auf uns wartete und nach einer herzlichen Begrüßung prompt mit auf einen kurzen Trip zum Gipfel des Mount Wellington nahm, von dem wir ganz Hobart überblicken konnten. Auf unserer Fahrt weiter Richtung vorläufiges zu Hause konnten wir schon erahnen wie überaus liebevoll wir hier aufgenommen würden und trotzdem waren wir geflashed, als er uns die Wohnung unterhalb seines Haus vorstellte, in der wir es uns gemütlich machen sollten. Das Gefühl ein eigenes Bad zu haben, ist schließlich doch schon wieder 3 Monate her! :D
Nach einem kurzen Erholungsnickerchen von den letzten an den Kräften zehrenden Sydney Tagen/Nächten wurden wir seiner warmherzigen Frau Margarete vorgestellt, die genauso schnell ins Herz geschlossen wurde wie Ric zuvor.
Die Möglichkeit zu haben an einem richtigen australischen (oder tasmanischen) Alltag teilnehmen zu können ist beeindruckend und durchaus schöner als den Abend mit deutschen Kollegen zu verbringen (wir lieben euch trotzdem ;) ), auch wenn der Unterschied vielleicht nur darin liegt, dass man Stunde für Stunde der Cricketübertragung im Fernsehen und den Erläuterungen eines leidenschaftlichen Experten folgt, um irgendwie zu verstehen was Phase ist. ;)
Das sich schon nach so kurzer Zeit breit machende Gefühl hier unten eine zweite Familie gefunden zu haben lässt uns auch darüber hinweg trösten, dass wir hier bei Wolken und rund 20 Grad durch den Tag gehen, während auf dem Mainland strahlender Sonnenschein herrscht und die Leute bei 46 Grad fast wegschmelzen.
So haben wir die letzten Tage jeweils mit Tagesausflügen verbracht und Ric nahm uns neben einem atemberaubenden Air Walk, bei dem wir zum Teil 40 Meter über dem Boden durch den Wald liefen, auch mit nach Southport, dem wahrscheinlich südlichsten Punkt, den wir je erreichen werden. ( Es sei denn, wir beschließen den nächsten Trip Richtung Antarktis zu unternehmen :D ) Bevor es dann vorgestern hoch Richtung Norden zu ihrem Wochenend-Strandhaus in einem niedlichen kleinen Ort namens Bicheno ging. Von hier aus führte uns der Weg dann gestern runter nach Coles Bay zum Nationalpark und nach einer kurzen Wanderung zum Wineglass Bay Lookout haben Jan und ich den Camping Platz dort für die zwei kommende Nächte gebucht, in denen wir uns in unserem nagelneuen  Zelt - allerdings ohne Schlafsack, Isomatte oder Campingkocher - bei hoffentlich nicht zu kalten Temperaturen dann endlich mit dem richtigen Backpackerleben arrangieren müssen.

Der Plan für die folgenden zwei Wochen sieht dann so aus, dass wir mit unserem hoffentlich vorhanden Mietauto die Insel erkunden werden und unsere letzte Woche Tasmanien dann unterbrochen durch Tagesausflüge wieder unten in Hobart verbringen. Die Internet- und Handynetzlage hier auf der Insel ist leider nicht sonderlich vielversprechend, so dass ich schon zwei Tage komplett ohne Netz verbracht habe. Von daher kann ich nichts versprechen, was die weiteren Meldungen angeht, aber wir werden versuchen so viele freie WiFi-Spots wie möglich auszumachen und euch weitgehend auf dem Laufenden halten!

Fühlt euch gedrückt, fellows!


















































Freitag, 3. Januar 2014

(w)heiße Weihnachten Neujahr am anderen Ende der Welt!

G'day mates! 
Es ist wieder überraschend viel Zeit seit meinem letzten Post vergangen, aber ich muss sagen bis zum Beginn der Holidays ist eigentlich auch rein gar nichts interessantes passiert. Schlafen, Essen, Arbeiten, Freunde treffen, wieder schlafen - das, was man halt so macht, wenn man irgendwie angekommen ist an einem Ort, seine Leute gefunden hat und dem Alltagsleben nachgeht. Doch es heißt ja schließlich das man aufhören soll, wenn es am schönsten ist und von daher treffen wir momentan die letzten Vorbereitungen für unsere Reise nach Tasmanien.
Viel interessanter für euch ist aber wahrscheinlich die Frage, was in der Zwischenzeit - also seit Weihnachten  - alles passiert ist und ich muss sagen, es waren turbulente Wochen, die uns die Zeit hier in Sydney in guten Erinnerungen bewahren wird.

Ich versuche das ganze mal chronologisch abzuarbeiten und werde hoffentlich nichts wichtiges vergessen :)

Canberra (gesprochen "Kanbra" - herzlich willkommen im australischen Slang :D) ist alles andere als eine touristisch anziehende Stadt, vermutlich weil es außer Museen und dem Parlament nicht besonders viel zu sehen gibt in der Stadt, die landeinwärts aus dem Boden gestanzt wurde, weil sich Melbourne und Sydney nicht einigen konnten, welche der beiden Städte nun Hauptstadt Australiens werden sollte. Aber trotzdem bin ich eines Morgens mit dem Wunsch aufgewacht dorthin einen Ausflug zu unternehmen. Also wurde auf den nächsten freien Tag gewartet, Snacks gekauft und der Wecker gestellt und dann ging es ganz spontan für einen Tag nach Canberra. Die drei Stunden Autofahrt sind für mich als schlafenden Beifahrer wie im Flug vergangen und wir hatten direkt nach unserer Ankunft das Glück an einer kostenlosen Führung durch das Parlament teilnehmen zu können, bei der wir einiges an Kenntnissen über die australische Geschichte mitnehmen konnten. Interessant war auch die Auflösung der symbolischen Bedeutung von eigentlich allen wichtigen Gebäuden, die zum Teil auf die Aborigines zurückzuführen ist.
Da wir nicht unendlich viel Zeit hatten, haben wir versucht so viele der wirklich gut gemachten Museen abzuarbeiten und überraschenderweise war alles umsonst - sogar die Busfahrt. Was durchaus ungewöhnlich ist für Australien, sich aber vermutlich auf den irgendwie gruseligen Umstand zurückzuführen ist, dass die Stadt wie ausgestorben wirkt. Die Studenten sind aufgrund der Feiertage zurück in ihre Heimatstädte gefahren und da das G20 Treffen gerade vorbei war, sind auch die Politiker geflohen gewesen, so dass wir bis auf einer handvoll Menschen und den wenigen Touristen kaum jemandem begegnet sind.
Den Sonnenuntergang haben wir dann abends noch vom Mount Ainslie aus -  einem rund 800 m hohen Berg direkt über der Stadt - beobachten können, bevor es dann wieder zurück nach Hause ging.
Vermutlich war das der unbackpackerigste Ausflug, den wir bisher unternommen haben, aber für einen Freak wie mich genau richtig :D

Dann ging es ja auch schon auf Weihnachten zu und pünktlich zu den Festlichkeiten wurde das geliebte Campsie Guesthouse voll! Neben Sebastians Schwester zogen noch 4 weitere deutsche Jungs ein und mit 11 Leuten auf einer Etage und einem Bad hieß es dann gemütliches Beisammensein am Plastik- Weihnachtsbaum.
Das Wetter über Weihnachten war leider nicht ganz so sonnig und warm wie erwünscht, aber wenn man schon mal im Sommer feiert, dann muss man auch zum Strand - keine Widerrede! Also haben wir uns die Weihnachtsmützen geschnappt und den 24. bei unnormal starken Wellen am Bondi Beach verbracht, bevor es dann abends nach Newtown (das Äquivalent zu unserem Friedrichshein-Kreuzberg) ging und wir unser aller erstes Thai-Weihnachtsessen zu uns genommen haben und anschließend bei Bier, Billard und Pinball spielen am Automaten den Abend ausklingen lassen haben.
In all der Euphorie über das erste Weihnachten bei 30° haben wir doch aber alle die Reihe durch vergessen für die Feiertage einzukaufen, was einem natürlich erst auffällt, wenn man morgens mit leerem Magen aufsteht und der Kühlschrank einem gähnende Leere entgegenstreckt.
Also haben wir uns mit den Jungs gut Glück auf in die Stadt gemacht in der wir dann glücklicherweise in Chinatown doch noch Restaurant und einen Supermarkt auffinden konnten. Da aber sonst nichts mehr zu holen war, gab es dann abends in der Campsie WG Wein und UNO bis zum umfallen.
Der zweite Weihnachtsfeiertag ist hier der 'Boxing Day' und hat aber mal sowas von 0 Bezug zu den besinnlichen Stunden, die wir für gewöhnlich über die Feiertage mit unseren Familien verbringen! Stattdessen heißt es hier SHOPPEN, weil alles runtergesetzt ist!
Jan und ich konnten uns nicht entscheiden, ob wir die Jungs zu ihrem Aussie BBQ bei Arbeitskollegen begleiten sollten oder uns die einmalige Boxing-Day Erfahrung antun wollten , aber da wir mit den Leuten beim "Barbie" (Slang! ;)) wirklich nichts am Hut hatten, haben wir uns ins Getümmel gestürzt und ich muss sagen, ich habe noch nie so viele irre Menschen auf einem Haufen gesehen. Man konnte sich weder zur Seite noch zurück bewegen, lediglich dem Druck der Massen folgend vorwärts und musste mit Glück 'nur' ein paar Minuten in der Schlange warten um in die Läden reinzukommen. Anstehen um in einen Laden zu kommen? Crazy! Bei gefühlten 40° und schwitzigen Achseln immer auf Nasenhöhe, wenn Leute versuchen die Sachen noch vor ihren Konkurrenten abzugreifen , wurden tatsächlich alle meine Erwartungen übertroffen. So viel Stress und Hektik ist nicht auszuhalten - schon gar nicht an Weihnachten! Fragt mich nicht, was die Leute hier daran finden. Aber 'dabei sein ist alles' und wenigstens müssen wir uns das nicht nochmal antun ;)

Da ich es bis dahin ja noch nicht geschafft hatte, den Blue Mountains einen Besuch abzustatten und auch Lara und die Jungs diese noch nicht zu Gesicht bekommen hatten, haben sich Jan, Patrick und Sebastian überreden lassen, die Fahrt ein zweites Mal auf sich zu nehmen und so ging es zwischen und Weihnachten und Neujahr mit zwei voll gepackten Autos in Richtung Katoomba, wo uns direkt am ersten Lookout, die bisher berauschendste Aussicht auf die australische Landschaft geboten wurde.
Die Blue Mountains sind riesige Eukalyptus-Wälder (euch bestimmt bekannt aus den Nachrichten im Bezug auf die bushfire) , die im Sonnenlicht blau schimmern, da das verdunstete Öl in der Luft die Strahlen bricht und sind außerdem gezeichnet von atemberaubenden Steinsformationen von denen die 'Three Sisters' nur die bekanntesten sind.

Aus den Erfahrungen von unserem Boxing Day Erlebnis lernend, hieß es dann Pläne für Silvester zu schmieden, weil wir alle ungern nochmal so ein Getümmel mitmachen wollten. Allerdings gestaltete sich das ganze etwas schwieriger als erwartet, da es in ganz Australien außer Canberra und Darwin verboten ist eigenes Feuerwerk zu zünden und jeder, wirklich jeder deswegen natürlich wenigstens das einzige Feuerwerk am Hafen miterleben möchte.
Um einen guten Blick auf das Feuerwerk haben zu können, muss man allerdings Tickets für locations Monate vorher für immens hohe Preise kaufen oder Tage lang im Royal Botanical Garden campen. Nichts davon hat uns so richtig angesprochen und da jeder mir von unserem eigentlichen Plan abgeraten hat Dinner im Hafen zu haben, saßen wir bis zum 31. planlos und unmotiviert vor den Laptops.
Aber in einem Anflug von Wahnsinn haben wir uns dann mittags dazu entschlossen, doch den Jungs in den botanischen Garten zu folgen und haben uns ungeniert an der 2 Kilometer langen Schlange vorbeidrängelt und sind gerade noch so um 10 vor 3 (um 3 war Sense, da wurden die Tore geschlossen) in den Park gelassen worden. Glücklicherweise waren die Taschenkontrolleure nach mehr als 6 Stunden Arbeit schon etwas unmotiviert, so dass man einiges an Getränken mit reinschmuggeln konnte.
Die nächsten 6 Stunden wurden dann mit Karten-, Trinkspielen und lustigen Konversationen tot geschlagen, bis um 21:30 das erste Feuerwerk gezeigt wurde, welches ursprünglich für Familien mit Kindern eingesetzt wurde, damit diese früher den Rückweg nach Hause antreten können. Aber ganz ehrlich ein richtiges Feuerwerk vor 12? Die spinnen, die Australier. Ich kann's nur immer wieder sagen. :D
Je weiter es dann auf die 12 Uhr zu ging, desto irrer wurden die Menschen und wir wurden nicht nur einmal auf dem Rückweg von den Toiletten  fast von  asiatischen Menschen angegriffen, weil die tagelang am gleichen Spot gestanden haben und sich auf keinen Fall die Sicht verderben lassen wollten.
Aufgrund meiner Größe, hab ich dann in dem Gedrängel in dem wir die letzten anderthalb Stunden vorm Feuerwerk verbracht haben, leider nicht alles verfolgen können. (Abgesehen von der Minute, in denen mich die Jungs für die bessere Sicht hochgehoben haben ;) ) aber ich muss sagen, wir alle waren überrascht, dass nach 12 Minuten alles vorbei war.
Trotzdem war der Anblick natürlich gerade durch die Skyline im Hintergrund und die Kulisse von Opera House und Harbour Bridge etwas ganz besonderes und sicher ein einmaliger Beginn für das kommende Jahr, was sicher noch so einige Abenteuer für uns beherbergen wird.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen natürlich auch wenn es etwas verspätet kommt ein gesundes, neues Jahr, in dem hoffentlich ein paar der guten Vorsätze umgesetzt werden können.

Ach ja, falls jemand durch Zufall wie wir im Internet auf irgendwelche Videos stößt, die den Countdown zum neuen Jahr und den Beginn des Feuerwerks über der Brücke zeigen und bei denen man zwischen all den 'Happy New Year' - Rufen eine Gruppe Verrückter identifizieren kann, die stattdessen 'Campsie Chicken Shop' ruft - Ja, das sind wir ! :D

Sooo, ich hoffe, dass ich nichts Wichtiges vergessen habe, euch nach all der Zeit endlich wieder auf den neuesten Stand bringen konnte und zu Hause alles seinen gewohnt kalten Gang geht!
Ich kann nichts versprechen, weil ich nicht weiß, wie die Internet-Lage drüben in Tasmanien für uns sein wird, aber es wird definitiv mehr zu erzählen geben, als aus meinem Arbeitsalltag hier, so dass ich vermutlich endlich wieder regelmäßigere Updates geben kann :)

Have a good one !

<3