Wir schreiben Mitte Januar, der Neujahrs- und Festtagsstress ist vorbei, die guten Vorsätze alle wieder über den Haufen geworfen und der Wunsch nach einem Neuanfang meist so unerfüllt wie an 365 anderen Tagen im Jahr. Nicht so bei uns! (Zumindest nicht dieses Jahr) Denn so halb pünktlich zum Jahreswechel hieß es für uns nach 4 Monaten Sydney dann Sachen packen, verabschieden und ab nach Tasmanien.
Für diejenigen unter euch, die in Geografie nicht nur Käsekästchen und tic tac toe gespielt haben, stellt sich vermutlich die Frage, was wir mit unserem Auto gemacht haben, wenn wir uns für einen Monat auf die Insel im Süden Australiens begeben, aber seid beruhigt, Kinder! Wir haben es weder verkauft, noch irgendwo in Sydney auf der Straße stehen lassen (das kann man sich bei Preisen wie $15 die Stunde in der City auch gar nicht leisten), sondern haben es - dankbar für den zusätzlichen Stauraum - mit all den Dingen vollgepackt, die wir hier nicht unnötig mit uns herumschleppen wollten und durften es dank meinem liebevollen Boss in der Garage direkt an meinem Restaurant abstellen. Für umsonst versteht sich. Und ihr könnt mir glauben, es fühlt sich gut an mit einer Sorge weniger durch die Einsamkeit stapfen zu können.
Aber von vorn: In meiner letzten Arbeitswoche, die eine meiner emotionalsten bisher hier in Australien war, habe ich zwischen farewell-Drinks, Hotelaufenthalt und zu vielen 'letzten Treffen', einen liebenswerten älteren Herren kennengelernt, der sich aufgrund von einem dieser Tage andauernden Cricketspiele in Sydney aufgehalten hat. Wie der Zufall so wollte, handelte es sich bei ihm um eingefleischten Tasmanier und als er mir an seinem letzten Tag angeboten hat, bei ihm und seiner Frau in Hobart ein paar Tage zu verbringen, konnte ich mein Glück kaum fassen.
Also ging es backpackeruntypisch mit gesicherter Unterkunft auf zum Flughafen und ich muss sagen, auch wenn ich wusste wie schwer mir Abschiede fallen, kann ich kaum beschreiben wie schrecklich sich mein Innerstes zusammengezogen hat bei dem Gedanken alles, was in den letzten Monaten neue Heimat geworden ist wieder verlassen zu müssen.
Trotzdem hat sich natürlich auch Freude und Aufregung auf die kommenden Wochen breit gemacht, nachdem wir unseren Flieger nach 2 Stunden Flug verlassen haben und statt von dem gewohnt großen Sydney Terminal von einem verglichen damit winzig süßem Gebäude in der Größe des Sylt Flughafens empfangen wurden.
Noch schöner wurde es dann, als Ric schon vor dem Flughafen auf uns wartete und nach einer herzlichen Begrüßung prompt mit auf einen kurzen Trip zum Gipfel des Mount Wellington nahm, von dem wir ganz Hobart überblicken konnten. Auf unserer Fahrt weiter Richtung vorläufiges zu Hause konnten wir schon erahnen wie überaus liebevoll wir hier aufgenommen würden und trotzdem waren wir geflashed, als er uns die Wohnung unterhalb seines Haus vorstellte, in der wir es uns gemütlich machen sollten. Das Gefühl ein eigenes Bad zu haben, ist schließlich doch schon wieder 3 Monate her! :D
Nach einem kurzen Erholungsnickerchen von den letzten an den Kräften zehrenden Sydney Tagen/Nächten wurden wir seiner warmherzigen Frau Margarete vorgestellt, die genauso schnell ins Herz geschlossen wurde wie Ric zuvor.
Die Möglichkeit zu haben an einem richtigen australischen (oder tasmanischen) Alltag teilnehmen zu können ist beeindruckend und durchaus schöner als den Abend mit deutschen Kollegen zu verbringen (wir lieben euch trotzdem ;) ), auch wenn der Unterschied vielleicht nur darin liegt, dass man Stunde für Stunde der Cricketübertragung im Fernsehen und den Erläuterungen eines leidenschaftlichen Experten folgt, um irgendwie zu verstehen was Phase ist. ;)
Das sich schon nach so kurzer Zeit breit machende Gefühl hier unten eine zweite Familie gefunden zu haben lässt uns auch darüber hinweg trösten, dass wir hier bei Wolken und rund 20 Grad durch den Tag gehen, während auf dem Mainland strahlender Sonnenschein herrscht und die Leute bei 46 Grad fast wegschmelzen.
So haben wir die letzten Tage jeweils mit Tagesausflügen verbracht und Ric nahm uns neben einem atemberaubenden Air Walk, bei dem wir zum Teil 40 Meter über dem Boden durch den Wald liefen, auch mit nach Southport, dem wahrscheinlich südlichsten Punkt, den wir je erreichen werden. ( Es sei denn, wir beschließen den nächsten Trip Richtung Antarktis zu unternehmen :D ) Bevor es dann vorgestern hoch Richtung Norden zu ihrem Wochenend-Strandhaus in einem niedlichen kleinen Ort namens Bicheno ging. Von hier aus führte uns der Weg dann gestern runter nach Coles Bay zum Nationalpark und nach einer kurzen Wanderung zum Wineglass Bay Lookout haben Jan und ich den Camping Platz dort für die zwei kommende Nächte gebucht, in denen wir uns in unserem nagelneuen Zelt - allerdings ohne Schlafsack, Isomatte oder Campingkocher - bei hoffentlich nicht zu kalten Temperaturen dann endlich mit dem richtigen Backpackerleben arrangieren müssen.
Der Plan für die folgenden zwei Wochen sieht dann so aus, dass wir mit unserem hoffentlich vorhanden Mietauto die Insel erkunden werden und unsere letzte Woche Tasmanien dann unterbrochen durch Tagesausflüge wieder unten in Hobart verbringen. Die Internet- und Handynetzlage hier auf der Insel ist leider nicht sonderlich vielversprechend, so dass ich schon zwei Tage komplett ohne Netz verbracht habe. Von daher kann ich nichts versprechen, was die weiteren Meldungen angeht, aber wir werden versuchen so viele freie WiFi-Spots wie möglich auszumachen und euch weitgehend auf dem Laufenden halten!
Fühlt euch gedrückt, fellows!
Liebe Anna,lieber Jan,
AntwortenLöschenVielen Dank für die Karten, die wir von euch erhalten haben.Leider konnten wir nicht
erkennen, wie lange der Postweg gedauert hat.Unsere Karten aus Teneriffa vom Anfang des Jahres sind alle nicht angekommen; kein Verlass auf die spanische Post.! Wir sind sehr glücklich ,dass ihr es auf Tasmanien gut getroffen hattet und einheimischen Rat in Anspruch nehmen konntet .Wir wissen leider im Augenblick nicht wie eure Route euch durch das Land führt. Wir können also nicht euren Weg mit dem Finger verfolgen! Wo ich doch so gerne Landkarten lese.Wir wünschen euch für die nächsten Wochen schönes Wetter und viel neue Eindrücke die ihr uns hoffentlich zeitnah übersenden werdet.
Viele liebe Grüsse aus dem schon frühlingshaften Berlin von GITTI u.OPA