die Tage hier unten in Oz sind viel zu kurz und vor allem so ereignisreich, dass man manchmal gar nicht weiß, wo einem gerade der Kopf steht. Es ist schon wieder viel zu viel Zeit nach meiner letzten Meldung vergangen, aber irgendwie ließ es sich erneut nicht anders einrichten.
Genau vor einer Woche sind wir hier in unsere neue Unterkunft gezogen und ich muss sagen, schon allein das war ein Abenteuer für sich:
An sich hatten wir vor unser Gepäck schon am Vorabend in die neue Unterkunft zu bringen, damit uns morgens vor der Arbeit damit keinen Stress machen müssen - aber wer uns kennt, der weiß, dass daraus letztendlich nichts geworden ist. :)
Also bin ich dann um kurz nach 6 aufgestanden und hab mich nach einer kurzen Express-Aufräumrunde mit Sack und Pack in Richtung Campsie aufgemacht. Laut Internet sollte diese Reise ungefähr eine Stunde lang dauern, da aber auf den public transport hier nicht unbedingt Verlass ist, hab ich mit gutem Gewissen mehr als anderthalb Stunden dafür eingeplant. Selbst das hat sich dann jedoch als unausreichend herausgestellt.
Da ich jedoch rechtzeitig auf der Arbeit sein wollte/musste, bin ich schließlich mit etwas Zeitdruck hier in dem Guesthouse angekommen und habe überraschenderweise niemanden vorgefunden. Kein Empfang, keine Schlüssel, kein Raum und vor allem keine Zeit zum Warten. Ich konnte mich noch grob daran erinnern, dass wir Raum 2 gemietet hatten und war folglich mehr als glücklich als ich über eben jenen gestolpert bin und im Schloss sogar einen Schlüssel stecken gesehen habe. Also Zeug rein da und abschließen! Unrealistisch jedoch leider, wenn das Schloss nicht funktioniert. Nachdem ich dann die anderen Räume abgeklappert habe um wenigstens jemanden von unseren Mitbewohnern zu finden, der mir vielleicht helfen kann, bin ich auf einen missmutig dreinblickenden Mittdreißiger gestoßen, der mir desinteressiert zu verstehen gab, dass da scheinbar was kaputt ist. Ach wirklich? :D
Meine Sachen inklusive Laptop und Kamera unverschlossen da rumstehen zu lassen, kam für mich aber auch nicht in Frage, weshalb ich improvisiert mit einem unserer Zahlenschlösser wenigstens einen kleinen Riegel davorzusetzen versucht habe.
Soweit so gut. Der Haken an der Sache war nur letztendlich, dass ich im Eifer des Gefechts, wie Jan mir während der Arbeit per Nachricht zu verstehen gab, wohl den falschen Raum geentert habe und einem anderen Gast somit inklusive Schlüssel die Unterkunft gestohlen hatte. ;)
Long story short ich hab mich entschuldigt und unser richtiger Raum ist auch schöner als der Andere. Nervig ist allerdings, dass wir, da wir oben wohnen, kaum noch WiFi empfangen und bloggen und skypen sich dadurch als relativ komplizierte Geschichten herausstellen.
Ansonsten ist die Unterkunft 'ganz schön okay' - nichts besonderes und ein paar kleine (oder auch größere) Kakerlaken teilen sich das Haus mit uns, aber das Bad ist sauber und es gibt einen Gemeinschaftsraum MIT FERNSEHER haha. Der ist allerdings 24/7 von zwei deutschen Backpackern besetzt, die sich hier eine PS3 gekauft haben und nun abwechselnd GTA5 zocken. Muss eben jeder für sich entscheiden, was er mit seiner Zeit hier unten anfängt.
Am Freitag habe ich dann den Job im Cafe verloren, was sich allerdings schlimmer anhört als es letztendlich war. Die letzten Wochen dort wurde ich vom Boss mehr als schlecht behandelt, so dass sogar einige Kunden gefragt haben, ob alles okay ist und ich innerlich mit der Sache für mich schon abgestempelt hatte.
Ich habe mich dann am Nachmittag mit Arman, dem kitchen guy getroffen, um ihn zu fragen was er von der ganzen Sache hält und erfahren, dass auch ihm nicht immer alle Stunden bezahlt werden und zum Teil schlechtes Essen serviert wird.
Wie dem auch sei, Genugtuung für mich an der Sache ist, dass das Cafe sei ich weg bin total leer ist und Arman zum Beispiel gestern mehr als anderthalb Stunden früher Schluss machen musste als üblich. Bad luck, David.
Das letzte Wochenende war dann hier großes Fest am Hafen angesagt und Samstag gab es ein großes Feuerwerk, welches ich guess what leider verpasst habe, weil ich arbeiten musste. Aber wenigstens Jan konnte sich das Spektakel zusammen mit Max und Sonja angucken und er meint, es war echt unglaublich schön.
Ich hab mich dann abends noch mit ein paar Freunden getroffen (die ich im Cafe kennengelernt habe und die den Platz jetzt auch meiden :D) und ich muss sagen, es ist definitiv ein komisches Gefühl um halb 1 an einem Samstag gebeten zu werden, die Bar zu verlassen, weil sie schließt. Aber so läuft das hier nun mal. Man fängt früh an zu feiern und geht dementsprechend auch früh nach Hause. - An sich gar nicht so dumm, weil man wenigstens den nächsten Tag voll ausnutzen kann.
Man hat mir gesagt, ich hätte nicht die ultimative Australien-Erfahrung gemacht, wenn ich nicht um 3pm mit meinen Freunden losgehe und um 8pm glücklich nach Hause komme. Well, time will tell ;)
Sonntag wollten wir uns eigentlich mit Sonja und Max treffen um ein bisschen über das Fest zu schlendern und uns ein bisschen über das Wohnungsangebot auszutauschen, weil wir überlegen vielleicht zusammenzuziehen um uns etwas in Stadtnähe leisten zu können.
Daraus wurde jedoch nichts und Jan und ich haben letztendlich unseren aller-ersten Shopping-Ausflug hier in Australien gestartet. Ich finde, da wir uns bisher wirklich noch nichts gekauft haben und auch sonst sparsam waren, konnten wir uns das einmal gönnen. Viel mehr Platz haben wir in unseren Rucksäcken ja eh nicht.
Den letzten Tag vom verlängerten Wochenende, weil Montag labor day war, haben wir dann auch wieder ganz kostenlos am Bondi verbracht und waren zum ersten Mal im Meer schwimmen. - Das war bei den Temperaturen jedoch auch unumgänglich.
Auf unserem Weg vom Haus zur train station kommen wir immer an einem Obdachlosen vorbei, der nicht wie üblich um Geld oder Essen bittet, sondern einen tagtäglich mit: BUY ME SOME YOGURTH! anbrüllt.:D
Die spinnen, die Australier! Wenn er wenigstens bitte sagen würde, könnte ich mir vorstellen, dass er aufgrund seines außergewöhnlichen Wunsches sogar Erfolg hätte. Aber so ..
Ich will euch eigentlich gar nicht weiter groß aufhalten, aber fast hätte ich vergessen noch kurz von Jans Job zu erzählen. Also, dass er draußen in Hornsby jetzt als Gärtner arbeitet, habe ich ja schon erzählt, aber die spannenden Details sind ja erst im Laufe der Woche passiert und davon könnt ihr folglich noch nichts wissen:
Er ist Mitarbeiter in einem kleinen privaten Unternehmen und unterstützt den Chef eben vor allem in vermeintlich kleinen Arbeiten wie Rasentrimmen, Düngen oder Äste sammeln - aber er darf Pick-up fahren und sammelt also gerade seinen ersten richtigen Erfahrungen mit dem Linksverkehr! Außerdem arbeitet er ja außerhalb der Stadt und hat deswegen schon während seiner Lunch-Pause wenige Meter von ihm entfernt die giftige tiger snake vorbeischleichen sehen und wurde beim Beladen des Wagens von seinem Chef schon freundlich darauf aufmerksam gemacht, vielleicht kurz zu warten, bis er die nicht unbedingt so giftig wie große Spinne von der Ladefläche entfernt hat.
Ihr seht, wir kommen langsam an hier im richtigen Australien mit all seinen Viechern und ja, uns gefällt es immer noch!
Für diejenigen, die sich wundern, warum ich zu einer solchen Uhrzeit nicht draußen bin und den Tag genieße (das mache ich gleich) oder nicht wenigstens auf Jobsuche bin, weil ich ja nur noch einen Job habe:
Ich wurde gestern im Restaurant 'befördert'. Fragt mich nicht warum, dass schon in meiner dritten Woche dort passiert, aber die mögen mich da einfach und das bedeutet, ich kann als Supervisor in Zukunft auch Lunch-Schichten übernehmen. Ich muss bis dahin nur fit werden im Umgang mit der Kaffeemaschine und den Telefon-Bestellungen und dachte mir, so lange kann ich meine ersten freien Vormittage seit unserer Ankunft hier auch mal genießen! :)
Fühlt euch gedrückt und geherzt!
Cheers.
Bondi Beach
endlich auch im Besitz von 1 l Shampoo-Packungen
'n bisschen australische Musik gönnen
The Fleet
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nachher